Teilprojekte:

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Der Amtsantritt des Bischofs und die Neuordnung der Verwaltung

Arbeitstitel: Die Amtshandlung der Lübecker Bischöfe zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft

Dieses Teilprojekt hatte die Amtshandlungen von Bischöfen im spätmittelalterlichen Reich als zentralen Untersuchungsgegenstand. Die kirchlichen Oberhirten bewegten sich in einem Spannungsfeld von geistlicher und weltlicher Macht. Diese Konstellation ist dahingehend von besonderer Bedeutung, da die jeweiligen Sphären der Herrschaftsausübung nicht selten mit unterschiedlichen, wenn nicht sogar miteinander konkurrierenden Anforderungen und Amtsverständnissen verbunden waren.
An diese Ausgangssituation schließt das Promotionsprojekt an und betrachtet die Amtshandlungen der Bischöfe und deren Verwaltungspersonal im Hochstift und Bistum Lübeck zwischen den Jahren 1439 und 1523. Da das Lübecker Hochstift – anders als das sehr gut erforschte Domkapitel – im ausgehenden Mittelalter bislang in der Forschung meistens nur am Rande berücksichtigt wurde, ermöglicht dieses Teilprojekt die Verschiebung des Fokus auf die Herrschaftspraktiken in der fürstbischöflichen Landes- und Bistumsherrschaft.
Für die Untersuchung wurden die Handlungen während der gesamten Amtszeit der Lübecker Bischöfe miteinbezogen, denn entgegen der ursprünglichen Annahme erwies sich der Amtsantritt nicht als Wendepunkt für das Kräfteverhältnis am Bischofshof und in der Region, da die strukturellen Gegebenheiten ein unmittelbares Vorgehen der Bischöfe erschwerten. Veränderungen in der Administration oder eine Neuausrichtung des Kräfteverhältnisses waren nur in Ausnahmefällen und dabei nur schrittweise möglich. Diese Anstrengungen zur Veränderung traten zumeist hinter Massnahmen zur Konsolidierung und zur Sicherung von Kontinuität zurück. Ausserdem waren die Handlungen beim Amtsantritt stark von der jeweiligen Person des neu gewählten Bischofs abhängig. Für Lübeck lassen sich weder die Handlungsfelder von einigen betrachteten bischöflichen Amtsträgern, wie etwa dem Hofvorsteher, noch die Sphären der weltlichen und geistlichen Herrschaft strikt separieren.

Bearbeiter: Markus Kranz, M.A.

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Das Verhältnis der Verwaltungen am Bischofshof

Das Promotionsprojekt widmet sich der Frage nach dem genauen Verhältnis zwischen Hochstifts- und Bistumsverwaltung, dem persönlichen Umfeld des Bischofs sowie den Verwaltungsstrukturen des Domkapitels. Betrachtet werden dabei u.a. personelle Überschneidungen und Karrierewege, der Einfluss von Familien und Hofparteien, die jeweiligen Zuständigkeiten und die dafür notwendigen Wissensbestände.
Im Zentrum dieses Vorhabens steht das Fallbeispiel Konstanz, wobei der Betrachtungszeitraum auf 1434–1530 festgelegt wurde. Den Forschungsdiskurs zum Bistum Konstanz bestimmen bis jetzt zwei Grossnarrative: das Niedergangsnarrativ, das das 15. Jahrhundert als Krisenzeit der Kirche deutet, und das Modernisierungsnarrativ, das Ursprünge neuzeitlicher Entwicklungen im Spätmittelalter verortet. Dieser vermeintliche Widerspruch von gleichzeitigem Niedergang und Modernisierungsaufschwung wurde als Anlass genommen, die Fragestellung stärker auf die Institutionalisierung von Verwaltungsstrukturen am Bischofshof auszurichten. Neben der Erfassung der Verwaltungsstrukturen im 15. Jahrhundert untersucht die Arbeit daher, unter welchen Institutionalisierungsmechanismen sich der Konstanzer Bischofshof konstituiert hat. Intensiv wird daher das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure der bischöflichen Verwaltung in Konstanz betrachtet.

Bearbeiterin: Joana Hansen, M.A.

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Finanzen

Arbeitstitel: Finanzielle Verwaltungspraktiken hochstiftischer Territorien im spätmittelalterlichen Reich. Das Finanz- und Rechnungswesen der Bamberger Fürstbischöfe im Vergleich (ca. 1390−1522)

Dieses Teilprojekt widmet sich den finanzwirtschaftlichen Dimensionen der fürstbischöflichen Territorialverwaltung im Hochstift Bamberg im Zeitraum von etwa 1350 bis 1522. Die gewählte Epoche ermöglicht es, die Anfänge und die langfristige Entwicklung der Rechnungsführung, der Verwaltungspraxis sowie der monetären Wissensbestände bis zum Tod Bischofs Georg III. Schenk von Limpurg nachzuvollziehen.
Das Hochstift Bamberg erwies sich aufgrund seiner hervorragenden Quellenlage – insbesondere der zahlreich überlieferten Rechnungs-, Quittanzen- und Kanzleibücher – als besonders geeignet für eine vertiefte Analyse. Im Zentrum der ersten Projektphase stand die Rekonstruktion der historischen Schuldenlage des Hochstifts und die daraus resultierenden Veränderungen in der Praxis der Rechnungslegung. Dabei wurde untersucht, welche Praktiken und Logiken der Finanzverwaltung sich im Spannungsfeld von Verschuldung, Ressourcennutzung und herrschaftlicher Kontrolle herausbildeten – und inwiefern diese auf verwaltungstechnische und personelle Strukturen zurückwirkten.
Besondere Aufmerksamkeit galt den finanziellen Abhängigkeiten und den persönlichen Beziehungsnetzen zwischen dem Bischof und seinem Verwaltungspersonal. Auch die durch personelle Wechsel ausgelösten Machtverschiebungen am bischöflichen Hof und innerhalb der Verwaltung wurden analysiert.
Ergänzend wurde die Rolle von Wissen in der Verwaltungspraxis in den Blick genommen. Dabei stellte sich die Frage, über welche Kenntnisse das Verwaltungspersonal verfügte und wie diese vermittelt wurden – etwa im Bereich der Rechnungsführung, der Buchhaltung oder rechtlicher Normen. Deutlich wurde, dass Verwaltungswissen nicht nur tradiert, sondern auch situativ erweitert wurde, etwa durch Lernen im Amt oder durch personelle Kontinuität innerhalb der Behördenstrukturen.
Die Untersuchung zeigte insgesamt, dass Neuerungen in der Rechnungsführung zumeist nicht Ergebnis vorausschauender Planung waren, sondern als Reaktion auf akute Herausforderungen und Krisen erfolgten. Sie waren eng mit äusseren Einflüssen und den jeweiligen Konstellationen handelnder Akteure verbunden. Damit wurde die sogenannte «Schrittmacher»-Hypothese deutlich relativiert, während sich die These von der Verwaltung als «Schnittfeld» vielfältiger Kräfte bestätigte. Der Vergleich mit einschlägigen Überlieferungen anderer Hochstifte untermauerte diese Ergebnisse grundsätzlich und machte zugleich regionale Unterschiede in der Verwaltungspraxis sichtbar.

Bearbeiterin: Corina Liebi, M.A.

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Zentrale und lokale Verwaltung

Im folgenden Promotionsprojekt wird das Augenmerk auf die Amtsträger der zentralen und lokalen Verwaltung der fürstbischöflichen Territorialverwaltung gelegt. Während die Bischöfe des spätmittelalterlichen Reichs aufgrund der Wahl oder der päpstlichen Provision keine dynastische Kontinuität aufbauen konnten, blieben Amtsträger und Räte oftmals unabhängig der Bischofspersonalie dem Erz- oder Hochstift verbunden und bildeten somit eine Konstante in der Regierung und Verwaltung. Im Zentrum der Studie steht das Erzstift Mainz, dessen Funktionsträger in der Zeit von etwa 1459 bis 1514 mithilfe eines prosopographischen Ansatzes systematisch aufgearbeitet und komparatistisch mit anderen Erz- und Hochstiften verglichen werden. Als primäre Quellengrundlage dienen die Mainzer Ingrossaturbücher, die ab dem 15. Jahrhundert lückenlos überliefert sind und sowohl Urkundenabschriften als auch Bestallungen, Korrespondenzen mit Amtsträgern, Einreitlisten, Ordnungen und Quittungen enthalten. Sie gewähren einen umfangreichen Einblick in die zentrale und lokale Verwaltung und enthalten Namen von diversen Amtsträgern.
Dadurch lässt sich mit Blick auf das selbst für spätmittelalterliche Verhältnisse stark zerstückelte Erzstift Mainz die Frage nach differierenden Ausbildungen von Karrieren, Praktiken und Wissensbeständen in den Zentren, respektive in der Peripherie stellen. Gleichzeitig kann mit diesem Ansatz herausgearbeitet werden, inwieweit die Hochstiftsverwaltung ein Schnittfeld unterschiedlicher Akteure darstellte, die auch in dem jeweiligen geographischen Raum verwurzelt waren.
Der längere Zeitrahmen von 1459 bis 1514 ermöglicht es ausserdem, Entwicklung und Tendenzen festzustellen sowie eine allfällige Gruppe von Familien zu identifizieren, die sich – analog zur Entwicklung des stiftsfähigen Adels bei der Besetzung des Domkapitels – gewisse Funktionen im Erz- bzw. Hochstift für sich zu sichern versuchten und sich damit gegen Aussenstehende abzugrenzen begannen. Schliesslich spielte gelehrtes Wissen besonders im Zusammenhang mit der 1477 gegründeten Universität Mainz eine immer stärker werdende Rolle für die Besetzung bestimmter Ämter, was den vorwiegend aus dem Bürgertum stammenden Studierten neue Möglichkeiten des Aufstiegs innerhalb der fürstbischöflichen Verwaltung bis hin zum gelehrten Rat oder sogar einer Funktion in der Zentralverwaltung ermöglichte.

Bearbeiter: David Schoch, M.A.